Der Natur eine Lichtpause gönnen
Kürzlich hatte die Schutzgemeinschaft ländlicher Raum Nord-West zu einem Vortrag über den Schutz der Dunkelheit nach Loxstedt eingeladen.
Die ausgesprochen angeregte und lange Diskussion im Anschluss an den Vortrag zeigte, wie sehr den Zuhörer*innen das Thema unter den Nägeln brannte.
Künstliches Licht – eine Falle für viele Tiere
Die Diplom-Biologin Susanne Grube ging zunächst auf den Zusammenhang von künstlichem Licht und der Wirkung auf Mensch und Natur ein. Einerseits verlängere künstliches Licht den Tag für den Menschen und erweitere Gartenräume. Das werde aber besonders im noch dunklen ländlichen Raum zur Falle für viele Tiere. Immerhin seien ein Drittel aller Wirbeltiere und zwei Drittel aller wirbellosen Tiere wie Insekten nachtaktiv. Für diese Tiere hat das einen entscheidenden Vorteil: Sie müssen nicht mit tagaktiven Tieren um Nahrung und Lebensraum konkurrieren. An diese zeitlichen Nischen haben sich Tiere im Laufe der Evolution in Jahrmillionen angepasst. Künstliches Licht gibt es aber erst seit Ende des 18. Jahrhunderts in Form von Gasbeleuchtung. Die Glühbirne wurde sogar erst vor knapp 145 Jahren erfunden – und erleuchtet seitdem zunehmend unsere Nächte. Die globale Helligkeit nimmt in den letzten Jahren jährlich um bis zu zehn Prozent zu.
Künstliches Licht – ein massiver Störfaktor
Damit einher geht der Verlust des Nachthimmels. Die Hälfte der Europäer kann die Lichtstraße nicht mehr sehen. Der Tag-Nacht-Rhythmus geht verloren und stört dadurch natürliche Verhaltensmuster bei Tieren, wie Balz, Nahrungssuche und Wanderverhalten. Licht wird aber auch zur tödlichen Falle für Tiere, weil sie davon angelockt werden. So wirken Straßenleuchten bis zu 700 m weit wie Staubsauger auf Nachtfalter, die so lang um die Laternen schwirren, bis sie vor Erschöpfung sterben. Zugvögel werden von ihren Flugrouten abgelenkt und Fledermäuse flüchten vor dem Licht. Neue Erkenntnisse zeigen, dass selbst geringe Mengen künstlichen Lichts Artengemeinschaften und Ökosysteme massiv stören können.
Was können wir tun?
Dabei gibt es viele Möglichkeiten, die Situation zu verbessern. Es sollte nur so wenig Licht angeschaltet werden, wie nötig. Licht nach Bedarf könne mit Zeitschaltuhren und Bewegungsmeldern geregelt werden. Durch Dimmen könne die Intensität verringert werden. Leuchten sollten nur nach unten strahlen. Die neue Unsitte, Bäume von unten zu beleuchten, sei fatal und locke Insekten direkt in den Tod. Im Außenbereich sollte nur sparsam beleuchtet werden und es sollte möglichst viel Gartenfläche im Dunkeln gehalten werden. Als Leuchtmittel sollten ausschließlich warm-weiße LED-Leuchten verwendet werden.
„Das beste Licht in der Nacht ist kein Licht“, so der eindringliche Appell der Referentin, „geben wir der Nacht und den Tieren wieder die Dunkelheit zurück und uns den Sternenhimmel.“